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Demokratie lebt von Anspruch

Die vielen Ausdrücke von Besorgtheit, die ich in den letzten Wochen und Monaten vernehme, schmerzen. Zu viele Mitbürger, Kollegen, Freunde, Verwandte und Netzwerkpartner schildern ihre Ängste, haben angesichts immer neuer Dammbrüche und um sich greifender Ignoranz in ansteigendem Maße das Gefühl, kein vollwertiger Teil der deutschen Normgesellschaft zu sein. Und viele vermissen den Einsatz ihrer von Diskiminierung und wirtschaftlicher Not weniger betroffenen und häufig in höherem Maße etablierten Mitbürger.

Seit Wochen haben die Teilnehmer unserer Netzwerktrefen vorwiegend ihre Ängste vor gruppenbezogener menschenfeindlicher Politik geäußert. Da war ein Vater, der aus Sorge um die Zukunft seines Sohnes sich dagegen entschied, einen Antrag auf Zuteilung eines Grades der Behinderung auszufüllen. Wer möchte schon, dass sich der eigene Sohn auf einer Liste profilaktisch als Täter einzustufender psychisch kranker -oder „nutzloser“ behinderter Menschen befindet.

Da sind die Patientinnen mit den nicht deutsch klingenden Namen, die schon seit Jahren auf der Suche nach verschreibenden Ärzten sind. Und immer wieder das Bewusstsein haben, leider haben müssen, dass Ihnen nicht nur die Suche nach einer Wohnung oder einem Arbeitsplatz schwerer fällt, sondern sie leider auch bezüglich angemessener medizinischer Versorgung im Nachteil sind. Viele Patientinnen aus dem queeren Spektrum, die dafür, dass sie sich nicht verstecken wollen und gesellschaftliche Anerkennung statt Diskriminierung einfordern. Und froh sein können, wenn sie auf dem Heimweg von einer Demonstration keinen Attacken ausgsetzt sind,Demokratischer Anspruch muss überall gelebt und umgesetzt werden.

Wer ein gedeihliches Miteinander möchte, muss sich in jeder ausgeübten Rolle aktiv gegen die Ausgrenzung von Menschen stellen. Es ist nicht die Zeit zum Schweigen und für bloßen Gratismut. Leider sind es allzu häufig solche mit Verantwortung und Einfluss, von denen außer scheibchenweisem Gratismut wenig bürgerlich-demokratischer Anspruch an sich gelegt wird. Wer seine Stimme nicht nutzt und sich blind und taub zeigt, der fördert damit auch Ignoranz und Untätigkeit. Und die Ausbreitung menschenfeindlicher Tendenzen.

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