
In der Frankfurter Rundschau, dem Merkur und der HNA, erschien ein mit mit Cannabispatientin gegen Legalisierung: Für uns ein Schlag ins Gesicht überschriebener Artikel . Darin äußert sich eine Cannabispatientin und sogenannte Sachverständige für Medizinalcannabis zu Dingen, von denen sie wenig Ahnung zu haben scheint.
“Hermann ist gegen die Legalisierung, spricht von einem „Schlag ins Gesicht“ für Menschen, die auf ein Rezept warten … Das Medikament sollten diejenigen erhalten, die es benötigen, bevor wir über einen Freizeitkonsum sprechen … “Wir müssen schauen: Ist dann noch genug für alle da?“ Da Cannabis in Deutschland noch nicht flächendeckend produziert werden darf, würde Medizinalcannabis in den Freizeitmarkt übergehen, prognostiziert die Krankenschwester.”
Die im Artikel zum Besten gegebene, unsolidarische, unsoziale und auch sehr unlogische Haltung macht fassungslos. Eine mit Kostenübernahme und verordnendem Arzt versorgte Cannabispatientin, die so etwas sagt. Warum möchte sie andere, sich selbst versorgende Cannabispatienten denn der weiteren Strafverfolgung ausgesetzt sehen? Trotz der schlechten Verordnungssituation, auf die doch auch der Artikel hinweist?
Aus welchem Wissen heraus sie diese Äußerung nur macht? Wie auch der aufgrund der Falschbehauptungen nachträglich mit Einordnungen versehene Artikel erläutert, ist Hermanns Aussage ein Fehlschluss: Denn der Markt für Medizinalcannabis wird bestimmt nichts mit einem eventuellen Markt für legales Konsumcannabis zu tun haben. Für den es ohnehin noch keine weiteren Pläne gibt. Und im Rahmen der Entkriminalisierung wird ebenfalls nichts von dem für Patienten verfügbaren Medizinalcannabis in den Freizeitmarkt “übergehen”, wie sie sagt.
Und, da bereits jetzt im Ausland kontinuierlich große Menge des für die BRD produzierten Medizinalcannabis vernichtet werden muss, ist diese Aussage absoluter Nonsens. Es gibt und es wird genug für Patienten geben. Und niemand muss Angst haben, dass die pöhsen Konsumenten uns das alles wegrauchen. Denn in Importländern werden riesigen Mengen vernichtet, es existiert Überproduktion. Und kein Mangel. Darum müssen Konsumenten und auch unversorgte und in Selbsttherapie sich befindende Patienten und Patientinnen auch nicht weiterhin strafrechtlicher Verfolgung ausgesetzt sein – es wird noch ausreichend für Frau Hermann übrig sein.
Es ist aber auch seltsam. Wenn es doch so wenig Medizinalcannabis gibt, warum erwähnt sie dann eigentlich immer wieder die Sorten des Produzenten, in deren Patientenbeirat sie sitzt, so fleißig und ausgiebig in den sozialen in Netzwerken? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Die Angst, dass andere Patientinnen ihr das alles wegkaufen könnten, hatte sie doch bisher auch nicht.

Es hätte eine Einschätzung von einem Patientenverband eingeholt werden können, statt als Werbefiguren auftretende Personen sachlich nicht zutreffende und ethisch fragwürdige Auslassungen von sich geben zu lassen. Die in der Konsequenz nicht nur für Cannabispatient:innen sondern gesamtgesellschaftlich schädlich sind. Bezieht ein journalistisches Medium sich so gebende Influencerinnen und Expertinnen in Reportagen oder Artikel zu Themen von gesellschaftlichem Stellenwert ein, so sollte die journalisitische Profession es gebieten, sich nicht auf Aussagen solch angeblicher Expert:innen zu verlassen. Es sei denn, es handelt sich beim Artikel um ein Advertorial. Wenn solche Expertinnen dann noch in Zeitungsinterviews zeigen, dass sie einfachste Sachverhalte ihres angeblichen Fachgebiets nicht verstehen, so schmeichelt das dem angeblichen Status nicht. Vor allem, wenn sie unsympathische und unversorgten Patienten gegenüber unsoziale Statements abgeben. Die Kommentare unter dem Artikel sprechen für sich. Update: Auf ihrer Seite wurde inzwischen eine in unseren Augen noch peinlichere Klarstellung veröffentlicht.
